Einen besonderen Fund entdeckte neuerdings Elisabeth Kreimer-Selberg in einem alten Gebetbuch. Es ist ein sehr altes Andenkenbild. Auf der Vorderseite ist der Hl. Stanislaw abgebildet und auf der Rückseite ein Gebet.
Schwester Philippine vom Orden der Ursulinen aus Dorsten, geb. 1723 hatte dieses Andenkenbild am 24.Oktober 1756 mit Grüßen an ein „liebenswürdiges Fräulein“ in französische Sprache verschenkt. Sie starb bereits am 6. November 1756 nur einige Tage später. Das war vor 265 Jahren, als in Preußen noch der König Friedrich der Große regierte.
Der folgende Text stammt aus dem Archiv der Ursulinen aus Dorsten und wurde Elisabeth Kreimer-Selberg im Januar 2021 von den Ursulinen zur Verfügung gestellt.
Maria Carolina Anna Philipina gebohrene GräfinenVon Nesselrode-Landscron ist anno 1723 den 20ten Febr. zu Wien gebohren, ist hier eingekleidet anno 1746 den 17. aprill mit nahmen Maria Philipina Von der GöttlichenBarmhertzlichkeit, hat Profehsion[1] gethan den14ten May
1748 ihre gutte Talenten und scharfsinniger Verstandt gaben anlaß daß sie schon in den probjahren, alsNovitzinne zur unterweisung der Kostgängerinnen istbestelt worden, bey welchen sie die stell einerMeisterine bis im Todt rühmlichst Versehen hat, gleich-
fals auch währent 7 jahre das ambt
einer Procu-ratorine[2], der sie dan eine emsige geflissenheit Zum ausnahm und nutzen des Closterts erzeigt und durch bewerbung Vieler Vornehmen freund, eine
freigebige beystewr /: Zum newen Baw der Pen-siannairen :/ aus ihr ansuchen und Verwortt erlangt hat, die demuth nebst einen annehmlichen umbgangware jederzeit an ihr zu merken. ihre gespräch
auserbawlich, den gehorsam ware sie dergestalt ergeben, daß obwohlen ihre Complexion[3] Zart und
einer schwachen gesundheit ware, sie jedoch nicht die ge-ringste Exeption[4] der Ordens-Regularität ohne urlaub
[1] Profehsion = Profess = Ordensgeübde [2] Procuratorin = Vertreterin (der Oberin) [3] Compexion = Teint; Gesichtsfarbe [4] Exeption = Ausnahme, Sonderfall, Besonderheit
der befehl der Oberine annehmen wolte, Verrichtete also zur Zeit
der Krank = als gesundheits aufs genauest ihre gewöhnliche andach-
ten und gebett. Sonderlich ist auch Von ihr höchstens anzuruhmen,
daß obzwarn sie ihren gräflichen standt nach ein sehr einträg-
lichen Brautschatz und Testaments weiß all das ihrige dem Closter
freywillig geschenkt, sie dannoch nicht das geringste daVon
für sich zum spielpfenning /: wie damalen schon erlaubt und
zulässig ware :/ hat behalten wollen, welches also ihre grosse
entäusserung alles irrdischen hell am Tag leget. Ihre Tödtliche
Krankheit /: so da die frieselen[1] gewesen :/ setzte alle im
hauß in die gröste bestürtzung, sie allein ware eines
Muntern geistes und frohen hertzen Bald, wie sie sagte
nach den himmel zu gehen und hat das glück gehabt, nach
deme sie schon Zeit ihrer 8 Tägigen bethliegrigkeit, mit
allen hh: Sacramente Versehen worden, nochmals etwan
eine stundt Vor ihren hinscheiden, den Gott alles Trostes
Sacramentalischer weiß zu empfangen, als ein Wegge-
fehrte Zur glückseeligen Ewigkeit, die sie Mit Völligen
Verstandt und auserbawlichster Vereinigung mit den
göttlichen willen im 34 Jahr ihres blühenden alter ange-
trette, den 6ten Novembre Anno 1756.
[1] frieseln = Ein mit Fieber verbundener Hautausschlag
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